Ansehen/Wiedersehen

Hier bündeln wir alle Texte, die sich nicht um aktuelle Filme drehen. Wie der Name schon sagt: Dinge, die wir uns selbst gerade ansehen, oder Streifen, die wir gerade wiederentdeckt haben.
Es soll ja Leute geben, die nicht wissen, daß Quentin Tarantino vor „Pulp Fiction“ noch einen anderen Film gemacht hat (falls jemand dazu gehört: der Film heißt „Reservoir Dogs“). Noch mehr Leute wissen aber auch nicht, daß der gute Mann davor seine Semmeln mit Drehbuchschreiben verdiente. Und daß dabei ein Film herauskam, den jeder ernsthafte Tarantino-Fan (und alle anderen Leute auch) gesehen haben sollte. Erst letzte Woche kniete mal wieder eine meiner Nachbarinnen vor meinem Videoregal auf der Suche nach einem netten Film.
"Wer ist Keyser Soze?" Diese Frage steht synonym für einen der größten Überraschungsmomente der Kinogeschichte, und wer sie nicht beantworten kann, darf, streng genommen, eigentlich gar nicht mitreden bei einigen der beliebtesten Diskussionsthemen unter Filmfreunden in den letzten zwei Jahren.
Es gibt Filme, die man sich immer wieder anschauen kann, egal wie alt sie auch seien. George Pals "Die Zeitmaschine" ist einer davon. Obwohl mittlerweile über 40 Jahre alt ist das Science-Fiction-Werk ein Exempel an Spannung und Fantasie. Im übrigen zeigt der Film, wie ein Roman visuell derart umgesetzt werden kann, dass man als Zuschauer mit Kenntnis der Vorlage ein Gefühl der Vertrautheit gewinnt.
Nördlich des Polarkreises, im finnischen Lappland, liegt eine endlose Wald- und Seenlandschaft, der Inari-See. Hier, im letzten Nirgendwo des europäischen Festlandes, findet der erste internationale Wettbewerb für Kursbuch-Spezialisten statt. Das sind solche Leute, die alle Zug-Fahrpläne der Welt auswendig können und in ihrem Kopf noch schnellere Reiseverbindungen zusammenstellen als jede CD-ROM der Deutschen Bahn.
Walhalla ist der Ort der nordischen Mythologie, an dem die gefallenen Krieger, die sich als tapfer erwiesen haben, ihre ewige Ruhe finden. Der Titel "Walhalla Rising" legt nahe, dass es auch der Ort ist, zu dem Regisseur Nicolas Winding Refn ("Pusher", "Bronson") seine Protagonisten führt. In jedem Fall ist es eine Reise ins Herz der Finsternis, egal, ob dieses nun Walhalla, Nordamerika oder schlicht Hölle heißt.
Bertolt Brecht wäre ein großer Fan dieses Films gewesen. Denn in seinem Meisterstück "Do the right thing" vereint Spike Lee dramaturgische Prinzipien und Techniken aus den griechischen Ursprüngen des Dramas bis hin zu Brechts Epischem Theater.
1950 war das Jahr, in dem Hollywood anfing, sich und seine Aushängeschilder genüsslich selbst zu zerfleischen. Parallel zu Billy Wilders "Sunset Boulevard", der einen einstigen Hollywood-Superstar als psychopathische Irre porträtierte, die mit dem Verlust ihres Ruhmes vollends den Kontakt zur Realität verliert, kreierte Joseph L. Mankiewicz mit "All about Eve" einen grandiosen Abgesang auf die unendliche Eitelkeit des Showgeschäfts.
In James Cameron's "Aliens" sind 57 Jahre vergangen, bevor Ripley in ihrem Rettungsschiff gefunden und wieder aus dem Tiefschlaf geholt wird.
"Letzte Meldung vom interplanetarischen Raumfrachter Nostromo. Hier spricht der dritte Offizier. Die anderen Besatzungsmitglieder - Kane, Lambert, Parker, Bratt, Ash und Captain Dallas - sind tot. Ladung und Schiff sind zerstört. Wenn alles klappt, müsste ich in sechs Wochen die Randzone erreichen. Und sollte ich Glück haben, findet mich eine Raumpatrouille.
Alles endet im Delirium, im Wahn, ausgedörrt vom Durst, geschwächt vom Hunger und gargekocht von der schwülen Hitze des südamerikanischen Dschungels. Das große unheilige Abenteuer der Konquistadoren, die in der Neuen Welt im Namen des Herrn das Eldorado gesucht haben, das gepriesene Goldland aus den Mythen des 16. Jahrhunderts, ist beendet.
Alles endet im Delirium, im Wahn, ausgedörrt vom Durst, geschwächt vom Hunger und gargekocht von der schwülen Hitze des südamerikanischen Dschungels. Das große unheilige Abenteuer der Konquistadoren, die in der Neuen Welt im Namen des Herrn das Eldorado gesucht haben, das gepriesene Goldland aus den Mythen des 16. Jahrhunderts, ist beendet.
Minutenlang fällt kein einziges Wort. Die Anspannung aller Anwesenden ist unerträglich. Unerbittlich bewegen sich die Zeiger weiter nach vorne. Eine ganze Stadt, die den Atem anhält und wortlos dem Ticken des Uhrwerks lauscht, bis aus der Ferne das laut pfeifende Signal des Mittagszuges erklingt.
Es gibt Filme, die sind so gut, dass sich alle über ihre Klasse einig sind, aber keiner eigentlich so genau sagen kann, was diese Filme so herausragend macht.
Auch wenn er bisweilen zwischen zwei Filmen ein Jahrzehnt brauchte - effizienter als Sergio Leone war trotzdem keiner. Denn wer bei einem Gesamtwerk von nur sieben Filmen drei undiskutierbare Meisterwerke nebst einem weiteren Genre-Meilenstein abliefert, der gehört ins Pantheon der größten Regisseure aller Zeiten. Gerade im letzten Jahrzehnt wurde man wieder an Leones ungebrochenen Einfluss erinnert, denn Filmemacher wie Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez beziehen sich explizit auf den einzigartigen Stil Leones.
Auch wenn er bisweilen zwischen zwei Filmen ein Jahrzehnt brauchte - effizienter als Sergio Leone war trotzdem keiner. Denn wer bei einem Gesamtwerk von nur sieben Filmen drei undiskutierbare Meisterwerke nebst einem weiteren Genre-Meilenstein abliefert, der gehört ins Pantheon der größten Regisseure aller Zeiten. Gerade im letzten Jahrzehnt wurde man wieder an Leones ungebrochenen Einfluss erinnert, denn Filmemacher wie Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez beziehen sich explizit auf den einzigartigen Stil Leones.
Für Zuschauer, die "The Wild Bunch" nur ungenügende Aufmerksamkeit schenken, wird ihr Fazit ungefähr so lauten: Ultrabrutaler Western mit lauter unsympathischen Banditen. Dass dieser Film bei aller dargestellten Gewalt eine poetische, mit Herz und Gefühl ausgestattete Ballade über das Ende alter Mythen und das Ende alter Helden ist, trifft die Wahrheit schon eher.
"Martin - das ist doch eine psychologische Frage. Schreist du ,Barracudas!', sagen die Leute ,Hä, was?' Schreist du aber ,Haie!', dann haben wir am vierten Juli eine handfeste Panik."
Kino macht Träume wahr, haucht Fantasien leben ein, entführt in schönere Welten. Die Flucht aus dem Alltäglichen ist es, die uns ins Kino zieht, die Bewunderung von außergewöhnlichen Dingen, an die man kaum zu glauben wagt, weil sie so fern und irreal wirken.
Die Zukunft begann hier. Vollanimierte CGI-Spektakel sind heute nicht mehr aus den Leinwänden weg zu denken, und diesem Film ist es zu verdanken. "Toy Story" ist nicht nur der Begründer dieser festen Institution, sondern auch ihr erster und vielleicht einziger wahrer Klassiker.
Nachträglich in 3D konvertierte Filme genießen keinen allzu guten Ruf, wirkt der Tiefen-Effekt bei ihnen doch oft sehr künstlich und wenig überzeugend. Wenn man es einem Mann zutrauen konnte, diese weit verbreitete Skepsis zu revidieren, dann wohl James Cameron, der mit seinem "Avatar" das nach wie vor beste und überzeugendste Argument für die Möglichkeiten von 3D abgeliefert hat. Anlässlich des 100. Jahrestags des Untergangs der Titanic brachte Cameron sein legendäres Mammutwerk erneut ins Kino, und zwar in einer 3D-Fassung.
Dass James Cameron den Actionfilm mehrmals neuerfunden hat - siehe dazu auch die "Aliens"-Goldrezension - ist ja die eine Sache und schon aller Ehren wert. Dass er aber den Actionfilm mehrmals innerhalb derselben Filmreihe neuerfunden hat, das ist schon etwas ganz besonderes.
Hollywood-Filme über Hollywood sind so selten, wie sie gut sind. Mit jedem Streifen, der einen kritischen, zynischen Blick hinter die glänzenden Fassaden der Traumstadt wirft, kommt ein Schwung Anekdoten daher über Leute, die die Produktion verdammten und verhindern wollten. Hollywood als Institution ist abhängig von der Illusion immerwährender Glückseligkeit: Wer es hier zu etwas bringt - so muss das breite Publikum neidvoll glauben - lebt das Leben, von dem wir nur träumen können.
Actionfilme haben in Bestenlisten für gewöhnlich nichts verloren. Auch wenn oder vielleicht gerade weil sie zu den profitabelsten Genres im Business Film zählen. Tiefgehende Charakterporträts sind ihnen fremd, weil der schnelle Aufbau eines aufregenden Plot-Motivs nach funktionalen Stereotypen verlangt, und Innovationen in der Inszenierung hängen für gewöhnlich mit Special-Effects-Revolutionen zusammen.
In seinem wundervollen, weisen und brillant beobachteten Buch "Paris to the Moon" bündelte der amerikanische Journalist Adam Gopnik seine gesammelten Beiträge für das New Yorker Magazine während seines fünfjährigen Aufenthalts als Quasi-Korrespondent in der französischen Hauptstadt Mitte bis Ende der 90er Jahre, und in der Einleitung wirft der Autor die Frage auf, was ihn als Essayisten denn von einem Journalisten (der glaubt, dass sich alle Geschichte auf Erfahrungen reduzieren lässt) und einem Gelehrten (der glaubt, dass sich alle Erfahrungen auf Geschichte reduzieren lassen) unterscheide
Als der Film, an dem sich alle nachfolgenden Detektivfilme messen lassen mussten, ging "Der Malteser Falke" in die Geschichte ein. Der in Deutschland besser unter dem Titel "Die Spur des Falken" bekannte Krimi war John Hustons erster Film als Regisseur und machte aus Humphrey Bogart in seiner 42. Filmrolle endlich einen Star.