A Long Way Down

Originaltitel
A Long Way Down
Jahr
2014
Laufzeit
95 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. April 2014

alwd 1Das hat ja diesmal ganz schön lange gedauert. Während die „Männerliteratur“ des Briten Nick Hornby vor ein paar Jahren geradezu inflationär verfilmt wurde und es neben den erfolgreichen „High Fidelity“ und „About a Boy“ sogar gleich zwei Adaptionen seines ersten Romans „Fever Pitch“ zu vergleichen gab, wagte sich an „A Long Way Down“ lange Zeit keiner richtig ran. Zugegriffen hat nun aber mit Pascal Chaumeil ein Franzose, der sich seine Sporen als Assistent von Luc Besson verdiente und sich vor drei Jahren mit seinem Kinodebut „Der Auftragslover“ schon einmal im Komödienbereich versuchte. Und zum Großteil  fällt auch sein neuer Film in diesen Bereich, denn trotz der Selbstmordthematik gehört natürlich auch zu dieser Hornby-Geschichte ein gutes Stück lakonischen Humors, garniert mit schwarzhumorigen Dialogen zwischen den unglücklichen Protagonisten.

Ialwd 2n der Silvesternacht nehmen sich vier sehr unterschiedliche Menschen vor ihrem Leben mit einem Sprung von Londons Topper’s Tower ein Ende zu setzen. Da sie sich jedoch dummerweise in Sachen Ort und Zeit den mit Abstand populärsten Weg zum Selbstmord ausgesucht haben, treffen schließlich alle Vier bei diesem Vorhaben aufeinander. Unter Zeugen springt es sich aber schlecht und daher marschieren sie schließlich gemeinsam wie begossene Pudel wieder nach Hause, nicht ohne sich gegenseitig zu versichern, mindestens bis zum nächsten Valentinstag am Leben zu bleiben. Doch die Geschichte der Topper House-Four spricht sich herum und macht das Quartett schnell zum Medienereignis. Vor laufenden TV-Kameras sehen sich der vor den Trümmern seiner Karriere stehende Fernsehmoderator Martin Sharp (Pierce Brosnan), die alleinerziehende Mutter Maureen (Toni Collette), die gerade mal 18jährige Politikertochter Jess (Imogen Poots) und der undurchschaubare Pizzabote JJ (Aaron Paul) dazu genötigt, ihre verletzten Seelen offenzulegen.
 

alwd 3Doch obwohl dieser Auftritt im freundlichen Frühstücksfernsehen nicht zuletzt aufgrund der wenig sensiblen Fragen von Martins ehemaliger Kollegin Penny (Rosamund Pike) in einem Debakel endet, halten sich auch dort Tragik und Komik ziemlich exakt die Waage und das gilt so für den kompletten Film.  Denn auch untereinander sparen die Vier nicht mit verbalen Tiefschlägen gegeneinander, vor allem der aufgrund einer Affäre mit einer Minderjährigen öffentlich demontierte Martin bekommt die Verachtung der Gesellschaft in einem Ausmaß zu spüren, dass seine Verbitterung und Ausweglosigkeit nachvollziehbar macht. Der von ihrem ereignislosen Leben frustrierten Maureen ist zwar jegliche Bosheit fremd, doch trägt auch sie mit unpassenden Kommentaren in heiklen Momenten zur deprimierenden Gesamtsituation bei, wenn sie etwa den beim Sprung zögernden Martin höflich fragt „Entschuldigung,… aber brauchen Sie noch  lange?“. Die brutalstmöglichen offensiven Wahrheiten verteilt jedoch völlig hemmungslos die verpeilte Jess, und obwohl die Figur von Pierce Brosnan hier als Erzähler fungiert, ist Jess-Darstellerin Imogen Poots das Herz und Zentrum der Geschichte. Die vor ein paar Jahren schon kurz in „28 Weeks later“ aufgefallene Engländerin kommt aktuell mit gleich drei Filmen in die Kinos und dürfte unmittelbar vor dem großen Durchbruch stehen. Die Komödie „Für immer Single“ steht hierzulande noch in den Startlöchern, doch Miss Poots ist gerade als selbstbewusste Lady noch das Beste im ansonsten testosterongeschwängerten Unfug „Need for Speed“, wo  sie sich einer Tat schuldig macht, die sie in „A Long Way Down“ gleich noch einmal dreist wiederholt: Sie spielt ihren Leinwandpartner Aaron „Breaking Bad“ Paul erneut an die Wand.

alwd 4Es gibt im Grunde nichts, was nicht stimmt an diesem Film, alles was man zu sehen bekommt weiß zu gefallen, die Darsteller sind fast ausnahmslos klasse und vom typischen Nick Hornby-Witz ist auch Einiges zu spüren. Dass „A Long Way Down“ aber trotzdem nicht mehr als das nur bedingt schmeichelhafte Etikett „ganz nett“ verpasst bekommt liegt daran, dass die veranschlagten 95 Minuten Laufzeit  viel zu wenig sind. Zu wenig jedenfalls, um ein wenig tiefer in die Charaktere einzudringen, von denen es immerhin gleich vier Gleichberechtigte gibt. Da ein guter Teil der Zeit mit amüsanten Episödchen wie einem gemeinsamen Kurzurlaub verbracht wird und zudem auch noch weitere Nebenfiguren eingebaut werden müssen, bleibt der Film was die inneren Beweggründe und herumgeschleppten seelischen Rucksäcke betrifft dann fast zwangsläufig doch sehr an der Oberfläche, spürbar mehr als es die an sich auch nicht so besonders tiefgründige Romanvorlage vorgibt. Das ist ein wenig bedauerlich, denn in diesem Fall hätten 20-30 Minuten mehr tatsächlich mal gut getan und die Wirkung der Geschichte eventuell enorm verstärkt. So können wir aber nur das bewerten, was auch wirklich da ist und das ist dann im Endeffekt leider nicht mehr als ordentliche Unterhaltung.

Bilder: Copyright

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