Zufälle können das Leben komplett auf den Kopf stellen.
Ausgerechnet auf einem Ikea-Parkplatz muss Muttersöhnchen Frank
(Fabian Busch) diese Erfahrung machen, dabei hatte er nur ganz harmlos
im stattlichen Wohnmobil auf Mutter und Onkel warten sollen. Doch
als ihm das hingebungsvolle Knabbern am Schokoriegel zu langweilig
wird, setzt er sich ans Steuer des Riesengefährts. Einfach
mal so tun, als würde man fahren? Was kann schon passieren,
wenn man nur einmal kurz den Schlüssel umdreht? Ganz schön
viel, vor allem, wenn man
wie Frank weder Auto fahren kann noch das Motorrad sieht, das vor
dem Mobil parkt. Der in Schwierigkeiten steckende Tunichtgut Marc
(Stipe Erceg) sieht die Chance seines Lebens und zwingt den verstörten
Frank das Motorrad einzuladen und mit ihm in Richtung Marokko abzuhauen.
Onkel und Mutter haben voll bepackt nur noch das Nachsehen.
Nach anfänglichem Widerstand gewinnt Frank im Laufe der Fahrt
immer mehr Spaß an dem Abenteuer und hat natürlich keine
Ahnung davon, dass Marc überhaupt nicht nach Marokko, sondern
nur möglichst weit weg will. Auch wenn die zwei zunächst
wie Feuer und Wasser sind, kommen der weltfremde Langweiler und
der frustrierte Aufschneider auf der Flucht zunehmend besser miteinander
aus und scheinen irgendwie Gefallen aneinander zu finden.
Das
klingt nicht nur nett, sondern ist es tatsächlich. Auch wenn
die Idee, den Vorzeige-Nerd Fabian Busch und den stark an Vincent
Gallo erinnernden Stipe Erceg zusammenzubringen, ganz sicher nicht
der große Wurf ist. Dennoch unterhalten die Schauspieler in
ihren Rollen ausnehmend gut, weil sie einfach klasse spielen. Davon
konnte Fabian Busch ja bislang nicht nur in "23" an der
Seite von August Diehl überzeugen, sondern auch im herrlich
unterhaltsamen und kurzweiligen "Liegen
lernen". Und Stipe Erceg wird ja zurzeit sowieso ziemlich
hoch gehandelt ("Die fetten
Jahre sind vorbei", "Stadt als Beute") und hat
bestimmt noch nicht alles gezeigt, was er tatsächlich kann.
Soweit so gut - oder eben auch nicht. Leider hat sich Regisseur
und Drehbuchautor Cyril Tuschi nicht getraut, seinen beiden Hauptfiguren
den gesamten Film zu überlassen. Vielleicht wussten er und
Drehbuchpartner Ole Ortmann auch nicht, welch ein patentes Double
Erceg und Busch abgeben würden. Tatsächlich macht es viel
Spaß, den tranigen Frank zu beobachten, und berührt auf
ganz andere Weise, wenn der frustrierte Marc einen hilflosen Wutausbruch
bekommt, dass es gar nicht mehr Handlung oder Figuren gebraucht
hätte.
Aber
dann kommt es leider doch anders. Mittendrin wird die Geschichte
auf einmal vom sehr charmanten Road-Movie zu einer gezwungen abgedrehten
und überkandidelten Geschichte. Frank und Marc treffen in völligem
Niemandsland plötzlich auf das hübsche, wundersame Mädchen
Ilvy (Lilja Löffler), begegnen einem Finder (Martin Clausen),
der die vergessenen Dinge der Menschheit neu ordnet, und treffen
immer wieder auf einen seltsamen Mann, der sie überall hin
zu verfolgen scheint. Und das ist dann irgendwann einfach zu viel.
Vor allem die überspannt inszenierte Ilvy, die ständig
und überall wieder auftaucht, nervt ganz furchtbar. Ohne Rücksicht
auf Verluste wurde diese Figur in die Geschichte geschmissen und
stört eigentlich nur das Verhältnis zwischen Frank und
Marc sowie - leider - die Beziehung von Zuschauer und Film.
Dafür hätte man sich etwas Bodenständigeres wie Daniela
Ziegler gewünscht, die leider nur eine ganz kleine Rolle hat.
Hier wollten die Drehbuchautoren offensichtlich zuviel. Eine kleine,
einfache Geschichte um zwei Ausreißer, die unterschiedlicher
nicht sein könnten, hätte völlig gereicht. Dass die
Geschichte nicht völlig ausfranst, hat sie, wie gesagt, vor
allem den Hauptdarstellern Busch und Erceg zu verdanken, die dafür
sorgen, dass der Film trotz der Irrungen und Wirrungen angenehm
und nett unterhält. Doch leider können die beiden nicht
alles retten, und daher bleibt "Sommerhundesöhne"
wegen dem unnötigen Handlungsfirlefanz dann leider doch nur
ein durchschnittlicher Film.
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