Da hat sich die iranische Fotografin und Videokünstlerin Shirin Neshat ja mal etwas vorgenommen. Mit ihrem Spielfilmdebüt "Women without men" wagt sie sich mutig an die Umsetzung einer äußerst komplexen Literaturvorlage der Exil-Iranerin Shahrnush Parsipur. Leider zahlt sich der Mut nur teilweise aus, denn während Neshat ihr beneidenswertes Talent für Bildersprache auch auf der Leinwand beeindruckend auslebt, untergraben eine oberflächliche Geschichte und schablonenhafte Protagonisten leider deutlich den visuellen Zauber dieses Erstlingswerkes. Vielleicht hat sich Neshat hier einfach mit der Geschichte ein bisschen übernommen. Dabei passt diese ja inhaltlich perfekt zu den bisherigen Arbeiten der Iranerin, die in ihren Fotografien und Videoinstallationen sich bisher vor allem mit der Situation der Frauen im Islam auseinandergesetzt hat. Im Film sind es nun gleich mehrere Frauen, deren Leben in Teheran durch Männer zur Hölle gemacht wird. Ganz schön viel Stoff für 95 Minuten. So viel, dass es schon eine verdammt schwierige Aufgabe ist, all den vielen Figuren die nötige Zeit für ihre Entwicklung zu geben. Leider bleibt der Film dann auch die meiste Zeit an der Oberfläche, was aber auch noch andere Gründe hat. Zum einen, und das kann man bei der obigen Inhaltsangabe schon erahnen, driftet der Film stellenweise arg in die Richtung Daily Soap ab. Insbesondere die Handlungsstränge von Faezeh und Fakhri sind stellenweise schon erschreckend banal und uninteressant, was durch manch grausig hölzern klingenden Dialog und klischeehafte Männerrollen nicht gerade verbessert wird. Das die Prostituierte Zarin und die politische Aktivistin Munis da schon eher so etwas wie Leben entwickeln, liegt ebenfalls nicht am Drehbuch, das auch hier sich kaum Zeit nimmt, in das Innere seiner Figuren zu blicken, sondern daran, dass hier schlicht und ergreifend die deutlich besseren Schauspielerinnen am Werk sind. Vor allem Orsi Tóth holt aus ihrer aufs Leiden reduzierten Figur dank ihrer unglaublichen Leinwandpräsenz einiges heraus. Die Schwächen des Drehbuchs sind wirklich ärgerlich, vor allem deswegen, weil der Film visuell über weite Strecken ein richtiger Leckerbissen ist. Vor allem der Garten, der die Frauen zusammenführt, ist visuell meisterhaft-mystisch in Szene gesetzt. Ein von Nebelschwaden durchzogener Ort, der gleichermaßen wie ein befreiendes Paradies und bedrohliches Gefängnis wirkt. Auch die Inszenierung von Neshat ist für ein Erstlingswerk durchaus beeindruckend gelungen. Elegante Kamerafahrten wechseln sich ab mit ruhigen, langen Einstellungen, alles in einem wundervollen Rhythmus, der vor allem im letzten Drittel des Films deutlich in die Richtung meisterhaft tendiert. Durchaus nachvollziehbar, dass Neshat für diese Inszenierung den Silbernen Löwen in Venedig verliehen bekam. |
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