To the Wonder

Originaltitel
To the Wonder
Land
Jahr
2013
Laufzeit
112 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 27. Mai 2013

wonder 1Terrence Malick ist schon wieder da. Das ist in der Tat bemerkenswert, zeichnete sich das enigmatische Phantom der Filmwelt doch bisher auch durch die außergewöhnlich langen Pausen zwischen seinen Werken aus. Doch nur zwei Jahre nach dem er mit seinem Epos „Tree of Life“, mal eben das Leben, das Universum und den ganzen Rest abhandelte (und dafür die goldene Palme in Cannes gewann) kommt uns Malick nun bereits mit dem Nachfolger. „To the Wonder“ ist dabei nur von seinem Grundthema eine Art Gegenstück zum Lebensbaum, beschäftigt er sich doch statt mit dem großen Ganzen nun mit dem noch intimeren, höchst persönlichen Gefühl der Liebe. Bei der Art der Inszenierung betreibt Malick jedoch weiter unbeirrt seine typischen Manierismen und geht hinsichtlich der Auflösung narrativer, klassischer Erzählstrukturen noch mal einen Schritt weiter.

Der Amerikaner Neil (Ben Affleck) und die Französin Marina (Olga Kurylenko) erleben frisch verliebte Tage auf der Felseninsel Mont Saint Michel, denen sich weitere schöne Momente in Paris anschließen. Als beide beschließen gemeinsam mit Marinas kleiner Tochter nach Oklahoma in die USA umzusiedeln, wird ihre Beziehung jedoch im Alltag auf eine harte Probe gestellt. Auch ein selbst an Vielem zweifelnder Priester (Javier Bardem) kann ihr nicht helfen und so gibt Marina schließlich auf und kehrt nach Frankreich zurück, fühlt sich dort nun aber ebenfalls fremd. Neil beginnt eine Affäre mit seiner Jugendfreundin Jane (Rachel McAdams), doch noch ist das Thema „große, wahre Liebe“ für Beide nicht abgeschlossen.
wonder 2Der vorige Absatz entspricht der „offiziellen“ Inhaltsbeschreibung des Verleihs und ohne die wäre es nicht möglich gewesen diese Grunddaten überhaupt hier wiederzugeben. Denn dass die männliche Hauptfigur „Neil“ heißt, dass sich die Beiden zu Beginn auf Mont Saint Michel befinden (deren Beiname „The Wonder“ dem Film immerhin den Titel gibt) – all das erfährt man durch das Betrachten des Films genauso wenig wie die ebenfalls im Presseheft genannten Beweggründe der Protagonisten. Da wird dann tatsächlich erklärt, wer wann zweifelt, sich unverstanden fühlt oder etwas nicht vergessen kann. Oder es wird vielmehr behauptet, denn so direkt und konkret liefert uns Regisseur Malick diese vermeintlichen Tatsachen ja gar nicht.

Womit es schon ein Stück absurd wird, wenn man seitens der Pressebetreuung einerseits das Genie und die unkonventionelle Art dieses Filmemachers preist, dessen Kino im Grunde nur noch fühl- aber nicht mehr erzählbar sei, andererseits aber meint, dem Betrachter zur Sicherheit doch lieber ein paar Daten und Fakten an die Hand zu geben. Eine Unentschlossenheit, die auf Mr. Malick selbst aber keinesfalls zutrifft, denn der schreitet konsequent weiter voran auf seinem Weg, sich immer weiter von jeder Form des gradlinigen Storytellings zu lösen. Und findet vermutlich die alternative „One-Line-Synopsis“ zu seinem Werk wesentlich passender, denn die lautet schlicht: „Terrence Malicks Ode an die Liebe als berauschendes Filmpoem“ und mehr muss man im Grunde wohl auch wirklich nicht wissen.

wonder 3War die Inszenierung von Farben und Natur in Filmen wie „In der Glut des Südens“ (aka „Days of Heaven“) oder „The New World“ letztlich noch nicht mehr als ein besonderes und zweifelsohne auch wirkungsvolles Stilmittel, um eine Geschichte etwas anders, vor allem lyrischer und langsamer zu erzählen, so erzählt Malick mittlerweile aber überhaupt nichts mehr. Stattdessen gibt es vorwiegend Nahaufnahmen der Figuren zu sehen, die von einer wackeligen Kamera verfolgt durch die Straßen schreiten oder auch torkeln. Gerne verlassen sie jedoch die asphaltierten Wege um sich in Korn- oder Maisfeldern von Wind und Sonne umwehen zu lassen. Und natürlich von Sträuchern, denn wenn es ein ikonisches, typisches Bild aus einem Terrence Malick-Film gibt, dann sind es sicher die sich immer wieder im Wind biegenden Sträucher als Inbegriff der Natur.

Allerdings wird die Grenze schmaler, an der wir den Punkt erreicht haben, wo diese Szenen drohen, ins unfreiwillig Komische zu kippen, und Malick sollte aufpassen, dass er sich in diesem Punkt nicht langsam zur Karikatur seiner selbst entwickelt. Schon klar, das alles soll ein visuelles und spirituelles Erlebnis darstellen, und unbestritten: Das, was uns „To the Wonder“ anbietet, funktioniert so nur mit dem Medium Film und nirgendwo sonst und selbstverständlich gibt es hier Momente, die einfach nur schön oder traurig sind und dann auch berühren. Die Frage, ob es denn insgesamt wirklich funktioniert, muss aber erneut jeder für sich beantworten, genauso wie die Frage, ob denn das "Gefühl Liebe" hier tatsächlich faßbar wird - die Alternativen lauten auch hier wieder „drauf einlassen“ oder halt ratlos das Kino verlassen.

wonder 4Die Leistungen der Darsteller nach den üblichen Maßstäben zu beurteilen ist ebenfalls nicht möglich. Die lassen sich hier treiben, tänzeln durch die Gegend oder grübeln, ohne dass sie aber überhaupt die Aufgabe haben, dem Zuschauer bestimmte Szenen „vorzuspielen“. Praktisch jeder Darsteller beschreibt die Zusammenarbeit mit Malick als einmalige, einzigartige Erfahrung, wird doch oft einfach drauflos und eine Unmenge an Material gedreht, bevor sich das Mastermind dann in den Schneideraum verzieht und mit einem fertigen Film herauskommt, der für sämtliche Beteiligten eine große Überraschung darstellt. Für einige mitunter auch eine böse, denn für diesen Film wurden unter anderem auch Szenen mit Jessica Chastain, Rachel Weisz oder Michael Sheen gedreht, von denen im finalen Film aber nichts zu finden ist.      

Für alle diejenigen, welche die letzten Filme des Regisseurs verfolgt haben, dürfte  „To the Wonder“ aber keine so große Überraschung darstellen, denn diese Ansammlung von luftigen, träumerischen Naturszenen und vielen einzelnen emotionalen Erinnerungsfetzen der Hauptfiguren als Ersatz für eine stringente Geschichte sind natürlich in gewisser Weise nur dessen nächster, folgerichtiger Schritt immer weiter weg vom „normalen“ Kino. Eine Zwischenstation, an der allerdings auch wieder ein paar bisher noch Mitreisende aussteigen dürften.   

Bilder: Copyright

"War die Inszenierung von Farben und Natur in Filmen wie „In der Glut des Südens“ (aka „Days of Heaven“) oder „The New World“ letztlich noch nicht mehr als ein besonderes und zweifelsohne auch wirkungsvolles Stilmittel, um eine Geschichte etwas anders, vor allem lyrischer und langsamer zu erzählen, so erzählt Malick mittlerweile aber überhaupt nichts mehr."

Eine sehr einseitige Sichweise, die nahelegt, dass Bilder keine Erzählkraft hätten. Einem Filmkritiker hätte ich mehr zugetraut.

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