3 Engel für Charlie

Originaltitel
Charlie´s Angels
Land
Jahr
2019
Laufzeit
118 min
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 3. Januar 2020

Die Besprechung der neuen „3 Engel für Charlie“ ist im Grunde nur noch reine Chronistenpflicht, denn nach dem kolossalen Misserfolg des Films an den amerikanischen Kinokassen sind alle Fragen nach der Sinnhaftigkeit dieses erneuten Reboots eines 70er-Jahre-Konzepts und nach der Zugkraft dieser Franchise bereits abschlägig beantwortet worden. Dieses Trio wird keine Zukunft haben, und den Grund dafür sieht Regisseurin Elisabeth Banks nun vor allem im Unwillen des männlichen Publikums sich Frauen in Action-Filmen anzusehen.

Abgesehen davon, dass es zu dieser These doch gerade in letzter Zeit einige Gegenbeispiele zu registrieren gab, lenkt Banks damit auch schlicht von der offensichtlichsten Erklärung ab: Ihr Film ist leider ein generischer und über weite Stricken uninspiriert daher kommender Neuaufguss einer ausgelutschten Marke. Die „Engel“ der Gegenwart gehören einer global agierenden Einsatztruppe an, die ihre Stützpunkte über die ganze Welt verteilt hat. Unterstützt von den grundsätzlich überall nur „Bosley“ genannten Helfern und Mittelsmännern bekämpfen die schlagkräftigen Damen Terroristen und andere Schwerkriminelle, unterstützen aber auch immer wieder Unschuldige in Not. Zu denen gehört auch Elena (Naomi Scott), die in Hamburg an einer bahnbrechenden technischen Entwicklung mitgearbeitet hat, die allerdings noch nicht ausgereift ist und zudem als Waffe missbraucht werden könnte.

Statt auf ihre Warnungen zu hören, hetzt man Elena jedoch Killer auf den Hals, denen sie nur dank des Eingreifens der „Engel“ Sabina (Kristen Stewart) und Jane (Ella Balibska) entkommen kann. Zusammen mit ihrer neuen Betreuerin (Elisabeth Banks), die gerade erst die Nachfolge des Ur-Bosleys (Patrick Stewart) angetreten hat, versuchen die Frauen zu überleben und gleichzeitig den offensichtlich in ihrer Organisation aktiven Maulwurf zu enttarnen. Für diesen Part kommt natürlich nur eine Figur infrage, die dem Zuschauer auch bekannt ist, und wenn man davon ausgeht, dass die zunächst sehr offensichtlich ausgelegte Spur wohl kaum die richtige sein wird, dann können wir bereits die erste, völlig überraschungsfreie Standardenthüllung notieren. Zuvor wird jedoch die Laufzeit in klassischer James Bond-Manier damit gefüllt quer über den Globus zu jetten und dem Betrachter von Städten wie Berlin oder Istanbul exakt die Bilder dieser Metropolen zu präsentieren, die er garantiert schon sehr oft gesehen hat.

Eine bittere Wahrheit hält die Inszenierung dabei für das Hamburger Publikum parat, wird deren neues Wahrzeichen namens Elbphilharmonie hier doch kurzerhand zum Sitz des fragwürdig agierenden Hightech-Unternehmens umfunktioniert. Offenbar ist die „Elphi“ also doch noch nicht so sehr ins kollektive Bewusstsein der Weltbevölkerung vorgedrungen wie es die Hamburger Medien gerne hätten. Verfolgungsjagden, Stunts und Explosionen gibt es in erwartet ausreichender Zahl zu bestaunen, frische oder außergewöhnliche Momente sind allerdings nicht darunter. Den Einsatz kann man den Mitwirkenden dabei nicht absprechen, über weite Strecken versprüht das Ensemble richtig gute Laune und vor allem Patrick Stewart zeigt viel Spielfreude. Doch letztlich können diese Talente auch nur mit dem arbeiten, was ihnen angeboten wird, und da hapert es einfach an so ziemlich allen Enden. Man hat das so oder ähnlich eben schon zigmal gesehen und ob es nun von Männlein oder Weiblein dargeboten wird ist dabei eher sekundär.

Daher macht es sich Elisabeth Banks schon ein wenig einfach mit der fehlenden Selbstkritik. Denn dass die Formel „Frauen in Actionrollen“ durchaus funktionieren kann, belegen ja nicht nur die von ihr als „zählt nicht, da eh ein männliches Genre“ beiseite gewischten Superheldinnen, sondern genauso der Erfolg der „3 Engel"-Version von Anfang der 2000er Jahre. Und dass sie sehr wohl in der Lage ist ein weibliches Ensemble höchst unterhaltsam und aufregend zu inszenieren, hat Banks ja auch bereits bei der „Pitch Perfect“-Reihe bewiesen. Die Wiederbelebung von „Charlie's Angels“ war aber einfach von vornherein kein allzu vielversprechendes Projekt, und das Ergebnis bestätigt lediglich diese Einschätzung.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.