Die letzte Fahrt der Demeter

Originaltitel
The Last Voyage of the Demeter
Land
Jahr
2023
Laufzeit
116 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 17. August 2023

Was kann man noch tun, wenn ein beliebter Stoff wie „Dracula“ nun wirklich schon in allen denkbaren Variationen durchgekaut und zigmal für die Leinwand adaptiert wurde? Antwort: Man lässt den größten Teil der bekannten Geschichte einfach komplett beiseite und konzentriert sich stattdessen auf ein einziges Kapitel, das in der Romanvorlage nur wenige Seiten umfasst. Fertig ist „Die letzte Fahrt der Demeter“ über das Schicksal des Schoners, mit dem der transsilvanische Graf aus seiner Heimat nach London übersetzt und dabei während der Reise die gesamte Mannschaft dezimiert.

Wobei wir das „gesamte“ mal vorsichtshalber in Klammern setzen, denn wenn man dem Publikum einen abendfüllenden Film vorsetzt, in dem einzelne Charaktere so ausgeschmückt werden, dass sie den Zuschauern nicht völlig egal sind, möchte man ja dem Einen oder Anderen vielleicht doch ein Happy End wünschen, so unwahrscheinlich (und so wenig vorlagengetreu) dies auch sein mag.

Wie sieht sie nun aber aus, diese auf Spielfilmlänge gestreckte, ursprünglich nur sehr kurze Episode? Im Prinzip wie eine weitere Variante des Ur-Alien von Ridley Scott, denn erneut krabbelt ein sich veränderndes und immer stärker werdendes Monster durch eine Umgebung, aus der es kein Entkommen gibt, denn auch auf hoher See hört dich hier niemand schreien. Und selbstverständlich erwischt es dann ein Crew-Mitglied nach dem Anderen auf recht unappetitliche Weise, angefangen mit den eher blassen Gestalten im Hintergrund, bis sich der Vampir langsam zu den interessanteren Figuren vorarbeitet, die wir im Vorlauf entweder zu lieben oder zu hassen gelernt haben. Wenn denn tatsächlich solch starke Emotionen ausgelöst werden bei einem Schauspiel, dem man seine Herkunft als eine Art „Kurzgeschichte“ zwar nicht anmerkt, das aber letztlich doch so generisch und genretypisch inszeniert ist, dass es nicht wirklich viel Spannung und Überraschungen bietet.

Dafür aber einen sehr stimmungsvollen und atmosphärischen Schauplatz, denn der eigentliche Hauptdarsteller in Form der „Demeter“ knarzt nicht nur aus allen Ecken, sondern bietet auch genug düstere und unheimliche Ecken, die sich für das eine oder andere Schlachtfest eignen. Das sich dann in gut gemachten, handwerklichen Effekten auch einstellt, die belegen, dass Regisseur Abdre Ovedal („Scary Stories to tell in the Dark“) seine Kunst beherrscht. Auch wenn man sich dabei schon an eine sehr spezielle „Dracula“-Variante gewöhnen muss, die als eher animalisch kriechende Kreatur nur wenig mit dem einst von Bela Lugosi oder Christoper Lee verkörperten Aristokraten gemein hat – am ehesten erinnert sie zumindest äußerlich noch an den „Nosferatu“ aus der allerersten Verfilmung des Bram Stoker-Romans von F.W. Murnau.

Nein, „Alien“-Niveau wird hier defintiv nicht erreicht, dafür bleibt man als Betrachter doch zu distanziert und dafür sind die Figuren auch zu klischeehaft angelegt. Aber im Großen und Ganzen funktioniert das Experiment aus einem kurzen Kapitel einen ganzen Film zu machen doch unerwartet gut und es spricht wenig dagegen, sich auch „Die letzte Fahrt der Demeter“ als kleine Kuriosität innerhalb der „Dracula“-Sammlung erst im Kino anzuschauen und später ins Regal zu stellen.

Bilder: Copyright

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