Was findet der gemeine Kinogänger, gerade
der amerikanische, eigentlich an Eddie Murphy-Filmen? Erfreut
er sich an der unerträglichen Dämlichkeit des Seins?
Der unerklärlichen Leere hinter der eigenen Stirnhöhle?
Der große Erfolg von Murphys Produktionen der letzten
Jahre erscheint unter normalen Gesichtspunkten absolut unglaublich,
es sei denn man akzeptiert, dass die Grenzen des menschlichen
Humors mit dem Lachen über
das eigene Furzen schon ausgelotet sind. Was aber noch viel
wesentlicher ist, als die Frage, was der Zuschauer in Eddie
Murphy sieht, ist die Frage, wieviel er denn davon noch sehen
will. Gab es im Vorgängerfilm mit sieben Rollen des eitlen
Selbst- und Hauptdarstellers schon den absoluten Eddie-Murphy-Overkill,
so setzt der gute Mann hier noch eins drauf: Dank Verjüngungsserum
gibt es in der Geschichte noch Platz für eine weitere Rolle.
Hallelujah! Die Fans werden innerlich jubilieren, gibt es unter
ihnen wohl Abertausende, die die Sehkanäle immer noch nicht
voll genug bekommen können. Was sie dann zu sehen bekommen,
spottet allerdings jeder Beschreibung.
Die lächerliche Entschuldigung eines Drehbuches rückt
denn auch wieder den sympathischen 200 Kg-Klumpen Dr. Sherman
Klump (Murphy) in den Mittelpunkt, der im Vorgängerfilm
von seinem wilden Alter Ego
Buddy Love gequält wurde. Just zum Zeitpunkt von Shermans
Romanze mit der bezaubernden Denise Gaines (Janet Jackson) meldet
sich Buddy als Stimme in Shermans Kopf zurück. Um den Störenfried
loszuwerden, unterzieht sich Klump einem Selbstversuch, dessen
Auswirkungen ihn verdummen lassen. Doppelt ungünstig, dass
der im Klonlabor zu neuem Leben erwachte Buddy Love (nochmals
Murphy) ihm auch noch ein lukratives Verjüngungsserum gestohlen
hat, das es unbedingt wiederzubeschaffen gilt. Gut, dass sich
Sherman in diesen schwierigen Zeiten auf seine Familie (jawoll,
bis auf einen alles Murphy) verlassen kann ...
So weit zur Geschichte, die eigentlich nichts anderes tut, als
die diversen aneinandergereihten Peinlichkeiten zusammenzuhalten,
aber auch das misslingt fürchterlich. Wie alles – aber
auch wirklich alles – an diesem unglaublich
miesen Streifen. Ein normaler Film ist mit einem Eddie Murphy
gewöhnlich mehr als bedient, aber mit acht hat man den
Bogen denn doch weit überspannt. Seine Darstellung reicht
von unsagbar nervtötend (Buddy Love) bis hin zu halbwegs
akzeptabel (Papa Klump). Erstaunlicherweise ist Eddie Murphys
tour de force durch die verschiedenen Charaktere noch gar nicht
mal das Schlimmste. Man muss Murphy zu Gute halten, dass er
wirklich versucht, allen Rollen ein eigenes Profil zu geben.
Da diese Rollen aber in Sachen inhaltlicher Tiefe etwa dem eines
menschlichen Furzes gleichen (um einmal in den unappetitlichen
Bildern des Films zu bleiben),werden hier auch nur Perlen, oder
allerhöchstens Murmeln, vor die Säue geworfen. Und
dieser Versuch Murphys ist denn auch das einzig ansatzweise
lobenswerte in dieser haarsträubenden Zelluloidverschwendung.
Regelrecht geprügelt gehören die Autoren dieses Bockmists.
Ihr Drehbuch bewegt sich konstant in einem Mikrokosmos zwischen
Furzen und Ficken und lässt auch sonst keine Peinlichkeit
aus, was zum Teil schwer bis
gar nicht zu ertragen ist. Wie kann sich eigentlich ein Film
verantworten, eine Liebesgeschichte zwischen der zarten Jackson
und einem XXL-Murphy aufzubauen, in der Sätze à
la „Es sind doch die inneren Werte die zählen“ oder „es
geht nur um den wirklichen Menschen“ fallen, der aber sonst
keine Möglichkeit auslässt, über Dicke, Impotente,
Arbeitslose und weiß der Geier was noch herzufallen? Ob
man in Reihen der Verantwortlichen wohl das Wort „Heuchelei“
buchstabieren kann?
Richtig gehend ärgerlich wird es dann mit dem Erzählstrang
um Klumps Verdummung. In den Schlussminuten wandert Klump als
des Sprechens nahezu unfähige Parodie eines geistig Behinderten
herum, was an sich schon schlimm genug ist. Dass Klump aber
nur wenige Filmsekunden vorher noch einen großen Abschiedsmonolog
an seine Liebste gehalten hat, ist in Sachen innere Logik nicht
mehr zu fassen. Aber da sich
die Logik dieses Films bereits unmittelbar nach dem Vorspann
verabschiedet hat, macht das eh keinen Unterschied mehr. Um
den Zweiflern dieser warnenden Worte die haarsträubenden
Untiefen der Peinlichkeit inmitten dieses Drehbuchs vor Augen
zu führen, soll nur kurz der einsame Höhepunkt – sprich:
traurige Tiefpunkt – erwähnt werden: Ein zwei Meter
großer, auf Analverkehr mit Menschen fixierter Hamster,
der aus seinem eigenen Hintern Kacke als Medizinballgrosse Geschosse
abfeuert. Heißa, was haben wir gelacht.
Man will bei der Bewertung dieses unglaublichen Trauer- und
Schauerspiels ja etwas einschränken – „jetzt mal ohne Vorurteil“
– aber da gibt es nichts einzuschränken; nichts, aber auch
gar nichts zu revidieren: Alles ist schrecklich. Es ist unglaublich
schwierig, diesem Mumpitz überhaupt noch etwas positives
abzugewinnen. Vielleicht die Tatsache, dass dieser Film trotz
Stars und großem Budget glorreicher Anwärter auf
die inoffizielle Auszeichnung „Größter Trashfilm
aller Zeiten“ ist. Aber auch das will nicht so recht fröhlich
stimmen. Zu schlimm war dieser Film, zu groß ist die Gewissheit,
das er trotzdem sein Publikum finden wird. Erschütternd.
P.S.: Der Schwachsinn hat hier in der Tat Methode und greift
sogar auf deutsche Übersetzer über: Der Film mag ja
im Original „The Klumps“ heißen, aber in Verbindung mit
dem Begriff „Familie“ benutzt man immer die Singularform des
Namens. Richtig wäre also „Familie Klump“. Aber offensichtlich
leidet nicht nur der verrückte Professor unter Verdummung,
sondern auch sämtliche Beteiligten dieses Projektes. Wie
unglaublich passend.
Originaltitel
Nutty Professor 2: The Klumps
Land
Jahr
2000
Laufzeit
106 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
Universal Pictures
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