Tyler Rake: Extraction 2

Land
Jahr
2023
Laufzeit
123 min
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
5
5/10
von Matthias Kastl / 13. Juni 2023

Eigentlich könnte es man sich ziemlich einfach machen und für das Fazit zu "Tyler Rake: Extraction 2" lediglich auf unsere Kritik des Vorgängers verweisen. Zwar hat man für die Fortsetzung, wie ja oft üblich, nun deutlich mehr Budget zur Verfügung, um die Actionszenen noch größer und die Spezialeffekte deutlich hochwertiger aussehen zu lassen. Das bringt aber halt nur bedingt etwas, wenn man auch dieses Mal wieder sein Publikum mit einer selbst für dieses Genre schon sehr lieblos zusammengestrickten Story und komplett charismafreien Nebenfiguren konfrontiert. Und selbst die im Vergleich zum Vorgänger nun noch ausführlicher zelebrierten One-Shot-Action-Sequenzen sorgen aufgrund ihres eher seelenlos wirkenden Reißbrettcharakters hier am Ende eher für Ermüdungserscheinungen als mitreißende Begeisterungsstürme.

Ziemlich müde ist auch unser australischer Elite-Söldner Tyler Rake (Chris Hemsworth, "Der Spinnenkopf", "Avengers: Endgame"), der im ersten Teil ja so gut wie das Zeitliche gesegnet hatte. Seine Kollegin Nik (Golshifteh Farahani, "Der Mann, der niemals lebte") lässt den Jungen allerdings wieder notdürftig zusammenflicken, doch so richtig Lust am Leben hat Tyler nicht mehr. Zumindest bis sich seine Ex-Frau Mia (Olga Kurylenko, "Ein Quantum Trost", "Oblivion") mit der Bitte meldet, doch ihre Schwester samt Familie aus den Fängen georgischer Gangster zu befreien.

Eine Bitte, die Mia allerdings ihrem Ex-Mann nicht persönlich ausrichtet, sondern über einen Mittelsmann überbringen lässt. Was angesichts der persönlichen Tragweite des Auftrags sehr befremdlich wirkt, auch wenn man den beiden (um des Dramas Willen) den Tod des gemeinsamen Kindes als entzweienden düsteren Schleier über die Beziehung gelegt hat. Es erscheint trotzdem schon sehr konstruiert, wie überhaupt der ganze Verlauf des Treffens zwischen Tyler und dem besagten Mittelsmann, den man in Hoffnung auf großes Franchise-Potential mit einem ziemlich bekannten Darsteller besetzt hat. Wer das ist wollen wir hier nicht verraten, dafür aber, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn zwei der charismatischsten Darsteller Hollywoods in ihren (wenigen) gemeinsamen Szenen nicht einmal den Hauch von Chemie generieren können.

Überhaupt ist "Tyler Rake: Extraction 2" eine ziemlich charismafreie Angelegenheit geworden, was leider auch in Teilen auf unsere Hauptfigur zutrifft. Vom Leben gezeichnet ist Tyler eigentlich stets schlecht gelaunt und hat nur wenige coole Sprüche drauf, welche die Story angesichts ihrer Banalität nun wirklich dringend gebraucht hätte. Vor allem verschenkt man so das Potential von Hemsworth, der gefühlt sich eigentlich nur für die Actionszenen so richtig reinhängt und seine wundervolle Leichtigkeit nie so wirklich ausspielen kann. Was dann auch wieder bezeichnend für den ganzen Film ist, der seine Story mit austauschbaren Brutalo-Bösewichten und ebenso langweilig geschriebenen zu rettenden Nebenfiguren anreichert und eher gefühllos abspult. Wie im Vorgänger spielt dabei auch hier die Beziehung zwischen Tyler und einem Jungen wieder eine bedeutende Rolle und wie im ersten Teil gelingt Autor Joe Russo es auch hier nicht, irgendeine überzeugende emotionale Verbindung zwischen diesen beiden oder überhaupt irgendwelchen Figuren zu etablieren.

Stattdessen legt man den Fokus lieber ganz auf die Action. Genauer gesagt auf zwei jeweils über 20-minütige Action-Sequenzen, die uns Regisseur Sam Hargrave mit der Hilfe von ein paar Tricks als ungeschnittene One-Shot-Sequenzen präsentiert. Der Plan, einem so das Adrenalin durch die Adern zu jagen, gelingt aber nur bedingt. Natürlich ist es spektakulär, wenn man von einem Gefängnisausbruch direkt in eine Autoverfolgung überleitet, um dann wiederum "ungeschnitten" das Geschehen in und auf einen Zug zu verlagern. Es gibt da schon einige Momente, wo man durchaus beeindruckt ist und sich fragt, wie die das wohl gemacht haben, und man ahnt welcher unglaubliche Aufwand da wohl dahintersteckt. Aber das sind alles rationale Feststellungen und weniger emotionale Faszination. Denn dramaturgisch erweist sich das Vorgehen hier für den Film auch als eine Art Bärendienst, da man gefühlt nie innehält und ein Höhepunkt den nächsten so schnell wieder verjagt, dass alles dann doch am Ende wieder irgendwie belanglos erscheint.

So ein klein wenig erinnern diese Szenen, auch vom Look und Feel, dabei an geskriptete Sequenzen aus der Computerspielserie "Call of Duty". Gefühlt kracht es hektisch und spektakulär überall, aber schon ein paar Sekunden später kann man sich an die letzte große Explosion nicht mehr erinnern. Auch weil die Kamera oft schnell wieder in die andere Richtung gerissen wird, so dass kaum Zeit bleibt einen Moment so richtig zu genießen. Vermutlich möchten die Macher aber auch verhindern, dass man den massiven Einsatz von CGI zu deutlich wahrnimmt – wobei dieses im Vergleich zu den durchwachsenen Effekten des Vorgängers hier nicht mehr ganz so billig daherkommt.

Mehr Geld für mehr Action entpuppt sich am Ende in "Tyler Rake: Extraction 2" aber auf jeden Fall eher als Milchmädchenrechnung. Fans des ersten Teils, die es laut Netflix in Scharen gegeben hat, dürften zwar vermutlich trotzdem ihren Spaß haben. Ob sich aber irgendjemand noch einen Tag später an irgendetwas erinnern kann, darf trotzdem bezweifelt werden.

Bilder: Copyright

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