Der Ex-Soldat Chris Vaughn (The Rock) kehrt nach acht Jahren in seine kleine Heimatstadt im US-Staat Washington zurück und muss feststellen, dass sich dort in seiner Abwesenheit viel geändert hat: das Sägewerk ist geschlossen und die Haupteinnahmequelle ist ein Casino, das Vaughns ehemaligem Jugendfeind Jay Hamilton (Neal McDonough) gehört. Ebenfalls nicht unbedingt begeistern kann ihn die Tatsache, dass Deni (Ashley Scott), seine Freundin aus Kindertagen, dort als Stripperin arbeitet. Kurzum, in der Stadt liegt einiges im Argen, was vom korrupten Sheriff geflissentlich ignoriert wird. Nachdem er Falschspiel im Casino aufdeckt, wird Chris von Hamiltons Schlägern brutal misshandelt. Als dann aber das Personal des Casinos auch noch seinem Neffen Drogen verkauft, hat er endgültig genug. Mit Jugendfreund Ray ("Jackass"-Anführer Johnny Knoxville) als Unterstützung und einer großen Holzlatte in der Hand nimmt Chris das Gesetz in die eigene Hand.
Die Ereignisse von "Walking Tall" - sowohl der Erstverfilmung von 1973 mit dem grandiosen deutschen Verleihtitel "Der Große, der aus dem Dunkeln kam" und der 2004er Version, eher langweilig und beliebig "Auf eigene Faust" unterbetitelt - beruhen auf einer tatsächlichen Begebenheit, die sich Anfang der 1970er in Tennessee abspielte, wo sich ein couragierter Ex-Marine und Ex-Profiwrestler (aha: Die Verbindung zu The Rock wird offensichtlich) namens Buford Pusser (noch so ein grandioser Name, der sogar echt ist!) zum Sheriff wählen ließ und mit dem Gesindel in seiner Kleinstadt aufräumte. Langweilig und beliebig ist leider auch der Name, den der Held in der Neuversion hat (Chris Vaughn klingt wie ein Nashville-Schlager-Countrysänger), wenngleich verständlich. Hat Dwayne Johnson als The Rock sich doch über Jahre einen coolen Namen gemacht und wollte den wohl nicht diskreditiert sehen. Da müssen sich "Reservoir Dogs"-ähnliche Szenen beim Pitch abgespielt haben ("I like the script, but I don't know about that Buford thing. Oh and Mr. Pusser, that's a little too close to Mr. Pussy!"). Sei es drum, gewidmet ist der Film trotzdem dem verstorbenen Herrn Pusser, ob dieser an der geglätteten Neuverfilmung mit überzeichneter Cartoon-Action Gefallen gefunden hätte, kann nur gemutmaßt und ein wenig bezweifelt werden. Aus der Erstverfilmung hauptsächlich geblieben ist denn vor allem Pussers gewählte Waffe: ein großes Stück Holz, mit dem er seine Gegner zu klump schlug. Nun darf The Rock damit "Swing it like Hacksaw Jim Duggan" spielen. Ho-ooo!
"Auf eigene Faust" ist kurzweilig - und kurz. Ohne Abspann
kommt der Film auf kaum mehr als eineinviertel Stunden Laufzeit.
Die gute Nachricht: dadurch wird es zu keinem Moment langweilig.
Die Schlechte: es ist kein Wunder, dass bei aller Kürzung auf
das Nötigste leider auch einiges unter den Tisch fiel, was
besser drin geblieben wäre.
Traurig: Da wird für einen Actionfilm sogar ein halbwegs tragfähiges
dramaturgisches Gerüst zurechtgezimmert, von dem dann aber
kein Gebrauch gemacht wird, weil man ja doch schnell zur nächsten
Actionszene springen muss. Etliche Sequenzen hätten viel gewonnen,
wenn man sie nur ein oder zwei Minuten länger hätte laufen
lassen. Und so haben schon aufgrund der Laufzeit und der schnell,
beizeiten konfus geschnittenen Form die Figuren wenig bis null Charaktertiefe
und die Konflikte sind allesamt nur angerissen.
Was bei einem Actionfilm ja auch in Ordnung gehen würde, wenn
die Action diese Mängel aufwiegt. Das gelingt "Auf eigene
Faust" jedoch nur sehr bedingt. Dass die old school-Action
hier von der Machart her stark an eine Episode des "A-Team"
erinnert, ist dabei noch nicht mal das große Problem, schon
eher, dass auch das Level der Gewaltdarstellung nur knapp über
dem eines Abenteuers von Hannibal Smith & Co. liegt. Um in den
USA die Teenager in die Kinos zu bekommen (die, auch von Rocks Parallelkarriere
als Wrestlingstar kommend, natürlich die Zielgruppe Nummer
Eins sind), wurde peinlichst darauf geachtet, die PG-13 Jugendfreigabe
nicht zu gefährden, was dem Film nicht unbedingt zuträglich
ist. Das hat nichts mit Gewaltgeilheit zu tun, aber einen Selbstjustiz-Reißer
kann man nun mal nicht als Jugendkino verfilmen, ohne sich doch
ein wenig lächerlich zu machen. Das Original kannte da wenig
Skrupel und war im typischen 1970er-Exploitationstil überbrutal.
In der verwässerten 2004er Version werden dagegen im Laufe
des Films über ein halbes Dutzend Leute aus nächster Nähe
in die Brust geschossen, ohne dass dabei das winzigste Tröpfchen
Blut fließt. Sehr seltsam. Und wie die Kamera bei der Folterszene
von Vaughn um die ach so grauslichen Gräueltaten herumfilmt,
um sich ja nicht bei irgendetwas Anstößigem erwischen
zu lassen, das wirkt einfach unbeholfen. Erschwerend kommt hinzu,
dass die Action selbst bestenfalls solide und wenig spektakulär
daherkommt und der recht lahme Mann-gegen-Mann Showdown am Ende
ein definitiver Anti-Klimax ist.
Punkten
kann "Auf eigene Faust" dagegen mit dem Herrn Fels in
der Hauptrolle. Der Mann hat alles, was man zum nächsten Actionsuperstar
braucht: Gutes Aussehen, den richtigen Körperbau, Charisma
en masse und - jawoll - richtig akzeptable Schauspielkünste.
Es fehlt ihm nur der richtige Film. "Auf eigene Faust"
ist das leider wieder nicht geworden. Und so bleibt nach dem "Scorpion
King" und "Welcome to the Jungle"
erneut zu konstatieren, dass The Rock stets das jeweils Beste an
seinen Filmen ist. Jetzt wird's aber dann langsam mal Zeit, dass
auch bei den Filmen selbst mal ein richtiger Kracher dabei ist,
sonst kann er sich die prognostizierte Karriere als legitimer Arnie-Nachfolger
so langsam von der kantigen Backe schmieren. Und wird statt dem
nächsten Arnold doch nur der nächste Hulk Hogan.
Kompliment übrigens auch an einen anderen, der sich bisher
ebenfalls nicht unbedingt als wirklicher Schauspieler einen Namen
gemacht hat. Vergessen wir mal den kläglichen Nervauftritt
in "Men in Black II", denn
auch Johnny Knoxville mausert sich langsam aber sicher vom MTV-Volldepp
zum annehmbaren Darsteller, dem bei halbwegs intelligenter Rollenwahl
eine durchaus respektable Filmkarriere bevorstehen könnte.
Mit den Darstellern lag man also richtig, mit der Wahl des Stoffes und der Umsetzung leider nicht. Einen 1970er-Exploitationfilm im rustikalen Hauruckstil blutleer für ein jugendliches Publikum 2004 neu zu erfinden - das konnte auch kaum gut gehen. Sympathisch mag dieser kleine Actionfilm schon sein, aber er ist dabei leider alles andere als zwingend. Actionfans der alten Schule (sprich: Schwarzenegger, Stallone, Van Damme und Seagal) werden hier ihren Spaß haben, der Rest bleibt dem Kinosaal wohl besser fern. Und zwar auf eigene Faust.
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