Wer mit einem Meisterwerk wie "American Beauty" debütiert, verdient sich schnell die Bezeichnung "Wunderkind" und steht danach fast zwangsläufig vor einer schweren Aufgabe: Was soll man NACH einem Erstlingsfilm, der Publikum und Kritiker gleichermaßen begeisterte, eigentlich als Nächstes in Angriff nehmen? Im Jahre 1931 herrscht in den USA noch die große Depression und die meisten Menschen in den kleineren Städten leben in Armut. Michael Sullivan (Tom Hanks), seiner Frau und den beiden Söhnen dagegen geht es relativ gut, sie besitzen ein kleines Haus und der Patron der Stadt, John Rooney (Paul Newman), hält seine schützende Hand über die Familie. Dieses Privileg hat jedoch seinen Preis, denn Rooney ist einer der für diese Zeit typischen Gangsterbosse, der in seinem Gebiet das alleinige Sagen hat und mit einem Herrn Capone im nahen Chicago gute Geschäfte macht. Sullivan ist sein bester Mann, ein Kriegsveteran und der ideale Auftragskiller. Dessen Söhne fragen sich zwar schon länger, was Papa eigentlich genau für eine "Arbeit" macht, aber darüber wird in der Familie nicht gesprochen. Bis sich der ältere Sohn Michael eines Tages im Auto seines Vaters versteckt und kurz darauf mit ansehen muss, wie dieser einige Rooney unliebsam gewordene Mitarbeiter mittels gezielter Gewehrsalven aus dem Weg räumt. Michael wird entdeckt und muss versprechen, über das was er gesehen hat zu schweigen. Doch Sullivan ist damit zum Sicherheitsrisiko geworden und John Rooneys Sohn Conner sieht die Gelegenheit, den ungeliebten Konkurrenten in der Gunst seines Vaters aus dem Wege zu räumen. Aber der Plan schlägt fehl: Zwar erschießt Conner Sullivans Frau und dessen jüngsten Sohn Peter, doch Michael und sein Vater überleben. Während dieser sich nun auf die Jagd nach dem Mörder seiner Familie macht, geraten die Bosse in Sorge um ihre Geschäfte und fragen sich, was letztendlich lukrativer ist: Die zur "Familie" gehörenden Rooneys zu beschützen oder sie doch lieber fallen zu lassen, denn Sullivan beginnt mit seinem Feldzug kleiner Nadelstiche und Überfalle ihnen langsam das Geschäft zu vermiesen. Gemeinsam mit seinem Sohn, der dem bisher so distanzierten Vater auf ihrer gemeinsamen Reise zum ersten Male richtig nahe kommt. "Väter und Söhne", das ist das zentrale Leitmotiv dieser sehr gewalttätigen Familiensaga. Zwei Väter, die sich schützend vor ihre Söhne stellen und zwei Söhne, die um deren Anerkennung ringen. Michael bewundert seinen Vater, auch wenn dieser einem schmutzigen Geschäft nachgeht. Er möchte ihm nacheifern und genau das will Sullivan um jeden Preis verhindern - nämlich dass sein Sohn einmal genau so wird wie er. Der alte Rooney dagegen weiß ganz genau, dass Conner ein unfähiger und gewalttätiger Idiot ist - trotzdem würde er sein leibliches Kind niemals opfern, auch wenn Michael Sullivan seinem Wunschbild eines idealen Sohnes in vielem näher kommt. Diese Dualität, diese ständig wiederkehrende Gegenüberstellung zweier Pole zieht sich als roter Faden durch den gesamten Film. Die Väter und ihre Söhne, die "Guten" und die "Bösen", die "saubere" Welt der Familie zu Hause und die "schmutzige" Welt der Arbeit und Geschäfte. Und auch das titelgebende "Perdition" steht zwar einerseits für die kleine Stadt, die das Ziel der Reise von Vater und Sohn sein soll, ist aber auch gleichzeitig ein Synonym für die Hölle, die "Verdammnis", die auf Sullivan dort unausweichlich warten wird. Dazu kommt dann noch ein Ensemble an Darstellern, die nur selten eine Leistung unterhalb der Meisterklasse abliefern: Ein ganz starker Paul Newman, der dem irischen Paten Glaubwürdigkeit verleiht und der Figur eine Vielschichtigkeit gibt, die sie in der Vorlage nicht besaß. Ein Jude Law, der noch nie so böse und so gefährlich war wie in der Rolle des auf Sullivan angesetzten Killers - ebenfalls eine Figur, die gegenüber der graphischen Novelle stark ausgebaut wurde. Zwei Änderungen, die Sinn und die Geschichte eher noch stärker machen, in einer ansonsten sehr werkgetreuen, manchmal sogar wortwörtlich an der Vorlage klebenden Adaption. Hier zeigt sich, dass man einen abgeschlossenen Comic eben viel konsequenter verfilmen kann als einen Roman, da große Kürzungen für einen zweistündigen Film eben nicht unbedingt nötig sind. Und dann haben wir da natürlich noch Tom Hanks, dessen Darstellung man auf zweierlei Art sehen kann: Er macht und sagt zwar eher wenig, hat aber mit Sicherheit noch nie so einen "dunklen" Charakter gespielt, dessen innere Gefühle man eben nicht sehen sondern nur an wenigen Gesten und Blicken erahnen kann. Nicht nur einmal wird im Laufe der Handlung die Frage gestellt, ob Sullivan nun ein "böser" oder doch ein "guter" Mann war. Die manchmal etwas pathetische Antwort auf diese Frage und die zwar wohl notwendige, aber doch sehr schleppend verlaufende Einführung in der ersten halben Stunde des Films verhindern dann, dass "Road to Perdition" ein wirklich ganz perfektes Werk geworden ist. Zudem ist und bleibt es eben letztendlich eine eigentlich ganz konventionelle Gangstergeschichte. Aber was Sam Mendes daraus gemacht hat, verdient höchsten Respekt und zumindest auch ein bisschen Bewunderung. |
Neuen Kommentar hinzufügen