Der junge Ecki ist in seinem münsterländischen Heimatdorf als Torwart der örtlichen Fußballmannschaft eigentlich ein Lokalheld, was sich jedoch ziemlich schnell ändert, als er seiner Mannschaft den erhofften Aufstieg vermasselt und danach auch noch anstatt mit der schnuckeligen Carola, die sich ihm zum Trost mit frischer Intimrasur anbietet, lieber mit einem seiner Kumpels knutschen will. Ecki ist schwul, und wird daraufhin schneller aus der Mannschaft geschmissen, als Andi Möller zum Hinfallen braucht. Aus Trotz verspricht er seinen homophoben Ex-Mitspielern eine Revanche in vier Wochen - gegen eine komplett schwule Mannschaft. Zur Erfüllung dieser Mission reist Ecki in die Großstadt - in diesem Falle charmanterweise Dortmund - und macht sich mithilfe seiner Schwester Susanne an die Rekrutierung von elf Freunden, die nicht nur auf dem Rasen gern zusammen spielen.
Zugegeben: Der Inhalt von "Männer wie wir" klingt vielleicht ein bisschen nach leicht peinlicher deutscher Schwulenkomödie, und auch die Anwesenheit von Sherry Hormann auf dem Regiestuhl mag zunächst stutzig machen. Nicht nur, weil Frau und Fußball sich irgendwie beißt, sondern auch, weil sie mit "Frauen sind was Wunderbares" und "Irren ist männlich" eine der Hauptverantwortlichen für den Boom deutscher Beziehungskomödien Mitte der 90er war - und über deren mehrheitliche Qualität kann man durchaus geteilter Meinung sein. Aber allen Unkenrufen zum Trotz erweist sich "Männer wie wir" als äußerst positive Überraschung, und nicht nur, weil er sogar als Fußball-Film zu überzeugen weiß: Was leicht in ein flachsinniges Durchkauen aller geläufigen Schwulenklischees hätte abdriften können, präsentiert sich als kurzweilige und wirklich komische Kinounterhaltung, die ihre vermeintlichen Klischees überzeugend mit Leben füllt. Denn natürlich kommt bei Eckis Suche nach neuen Mitspielern ein bunter Haufen aus der Homo-Stereotypen-Kiste zusammen: Zwei brasilianische Samba-Mäuse als Wundersturm, drei glatzköpfige Leder-Mannsbilder - aufgelesen im Hardcore-Club "Stahlrohr" -, ein Borussia-Fan und Thekenbruder, der sein Coming Out noch vor sich hat, und natürlich der sensible Krankenpflege-Zivi Sven als love interest für Ecki. Doch schon in dieser Rekrutierungsphase überrascht das befürchtete verkrampfte Spiel mit den sexuellen Orientierungen durch gelungene Gags, die verdiente Lacher ernten. Der Film geht locker und aufgeschlossen mit seinen Charakteren um, und die Behandlung des Themas Homosexualität gerät ebenso unprätentiös wie umfangreich: In zahlreichen Subplots werden die jeweiligen Hintergrundgeschichten verschiedener Teammitglieder ebenso wie die Schwierigkeiten von Eckis Eltern mit dem Dorfklatsch ausgeleuchtet. Dass gerade diese Parts ohne viele Klischees auskommen und richtig gut erzählt sind, macht "Männer wie wir" von einer guten zu einer richtig guten Komödie. Denn anstatt seine Figuren in ihren Rollenklischees für den einfachen Gag stecken zu lassen, entwickelt er die Charaktere weiter und nutzt die Möglichkeiten eines großen Ensembles (denn elf Freunde müssen es ja nun mindestens sein) für eine breit gefächerte und sensible Behandlung der Schwulen-Problematik. Dass ist angenehm frei von Plattitüden, schön abwechslungsreich, und zu keinem Zeitpunkt gibt's zuviel moralischen Zeigefinger, als dass man darüber das Lachen vergessen würde. Da macht es auch nichts, dass Autor Benedikt Gollhardt seine Geschichte ziemlich clever zusammengeklaubt hat und man leicht Elemente aus "Ganz oder gar nicht", "Cool Runnings" oder dem thailändischen Festival-Hit "Iron Ladies" (die Verfilmung einer realen Geschichte um eine schwule Volleyball-Mannschaft) wieder erkennt, von denen manche hier mehr schlecht als recht hineinpassen. Rolf Zachers Nebenrolle als ausgebrannter Ex-Trainer zum Beispiel ist ein unverhohlenes Zitat auf John Candys Charakter aus dem Comedy-Klassiker um die jamaikanische Bob-Mannschaft, allerdings wirkt die Figur hier ein bisschen überflüssig und man wäre auch ganz gut ohne sie ausgekommen. Ansonsten werden tüchtig dramaturgische Standards des Sportfilms berücksichtigt, aber die gehören bei einem Genrefilm ja auch dazu, und gut kopiert ist schließlich erwiesenermaßen besser als schlecht selbst gemacht. Nachdem im September schon "Sommersturm" hervorragend die Ankunft schwuler Hauptcharaktere im Drama-Bereich des deutschen Kinos einläutete, erledigt "Männer wie wir" diese Aufgabe jetzt postwendend fürs Komödienfach - ein zumindest qualitativ erfolgreicher Doppelschlag für die Liberalisierung des Mainstreams. So offen, unverkrampft und lustig machen auch deutsche Beziehungskomödien wieder Spaß.
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