Originaltitel
Fight Club
Land
Jahr
1999
Laufzeit
139 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Vergeßt "Star Wars - Episode I". Schlagt Euch die "Matrix" aus dem Kopf. Denkt nicht mehr an "Austin Powers II". Das hier ist der "Fight Club", und "Fight Club" ist der Film. Tyler Durden. Tyler Durden. Durden. Projekt Chaos. Robert Paulson, Seife. Begriffe, Namen flippern noch Stunden nach dem Abspann durch die Hirnwindungen. Man weiß nicht, wo man anfangen soll.
Vor allem sind da die Regeln. Nummer eins: Du sprichst nicht über den "Fight Club". Regel Nummer zwei: Du sprichst nicht über den "Fight Club". Demnach gibt es in diesem Film Dinge, über die ich schweigen muß - Dinge, die einem sowieso kaum jemand glauben würde und die wie mit dem Dampfhammer treffen. "So etwas nennt man Rollentausch. Sie haben nichts gemerkt." Da ist Edward Norton, hinlänglich bekannt als begnadeter Darsteller aus "American History X". Er ist der Ich-Erzähler, der mit seiner sonoren Stimme durch den Film führt. Seine Rolle dabei: Er arbeitet für einen großen Autohersteller, untersucht Unfallwagen auf mögliches Verschulden der Hersteller. Obwohl einigermaßen erfolgreich, ekelt ihn sein Leben an. Er leidet an Schlaflosigkeit und findet nur seinen inneren Frieden, wenn er bei Leuten ist, denen es wirklich dreckig geht: Norton besucht alle möglichen Selbsthilfegruppen (Hodenkrebs, Tuberkulose, Hirnparasiten), heuchelt Todesnähe und ergötzt sich am Leid der Sterbenden. Bis er dann Tyler Durden kennenlernt. Tyler ist ein Charismatiker mit radikalen Ansichten, und er übt magische Anziehungskraft auf den Erzähler aus. Tyler Durden macht Seife aus abgesaugtem Körperfett, das er aus den Biomüll-Containern eines Krankenhauses klaut. Und er arbeitet als Filmprojektionist, wobei er Pornobilder in die Zeichentrickfilme montiert. Was für ein Wahsinniger. "Erst, wenn Du am Nullpunkt bist, hast Du wieder die absolute Freiheit," ist seine Devise. Denn alles, was Du hast, hat irgendwann Dich. Da bekommen fundamentale Dinge wie Schmerz eine ganz neue Dimension - die pure Existenzbestätigung, die Erinnerung daran, daß man sterblich ist. "Schlag mich, so hart wie Du nur kannst!" - von dieser privaten Aufforderung bis zum kleinen Geheimbund, der sich allabendlich trifft, um sich gegenseitig die Fresse zu polieren, ist es nur ein kleiner Schritt. Mehr soll an dieser Stelle gar nicht gesagt werden. Nur noch soviel: Der Film heißt nur aus einem bestimmten Grund "Fight Club". Die Hau-drauf-Sekte im Keller einer schmierigen Bar, der eigentliche "Fight Club", ist für dieses Werk eher sekundär. Von hier aus schwingt sich Fincher auf zu Höhen, die selten ein Film erreicht hat. Die Vermutung, "Fight Club" sei ein Van-Damme-mäßiger Tret-und-Box-Streifen, ist daher mehr als beleidigend. Die "Matrix" war flacher. Vielmehr handelt es sich um eine unglaubliche Ansammlung todkranker Ideen, um pure, abgefuckte Anarchie, um vollendete Filmkunst. Um einen grandiosen Köder, den das Publikum erwartungsvoll verschluckt, mit der Zunge nach dem Haken tastet - um dann festzustellen, daß der Bissen vergiftet war. David Fincher ("Sieben", "The Game") gelang es einmal mehr, eine begeisternd düstere Atmosphäre zu erschaffen, in der mit allen Segnungen der modernen Welt abgerechnet wird: Im Kampf gegen Moral und Werte, gegen Konventionen jeder Art, stellt Sehnsucht nach dem ultimativen Zivilisationsbruch den zentralen Punkt des Filmes dar. So bleibt das Lachen über den sardonischen Humor der Erzählung im Hals stecken, bahnt sich dann jedoch als hysterisches Kreischen seinen Weg. Wenn einem nicht gerade schlecht geworden ist, was durchaus vorkommen kann. "Fight Club" setzt neue Maßstäbe für Brutalität - jedoch ohne Gewalt zu ästhetisieren. Die Folgen von spritzendem Blut und berstenden Knochen werden nicht beschönigt, ganz und gar nicht. So kommt es, daß Edward Norton und Brad Pitt nahezu den gesamten Film geprügelt durch die Gegend schleichen, mit grün und blau geschlagenen Augen, abgebrochenen Zähnen und Platzwunden. Pitt ließ sich tatsächlich die Ecke eines Schneidezahnes entfernen, um realistischer zu wirken. - Ja, das ist der Mann, den wir in "Meet Joe Black" gesehen haben, in "Legenden der Leidenschaft" - und der hier im "Fight Club" Dampf abläßt, in jeder Hinsicht. Da hinten steht in einer Szene ein verlotterter Schuppen von Kino, vermutlich schon lange geschlossen. Die gammlig roten Leuchtbuchstaben kündigen den "aktuellen" Film an - "Se e Year in Tibe ". Noch Fragen? Auch unter den übrigen Darstellern findet sich einfach keine Schwachstelle, so sehr man Ausschau hält. Nur eines sticht ins Auge: Edward Norton ist ein Schauspielgott. Für diese Leistung verdient er jeden Preis, den man bekommen kann. Was sonst noch übrigbleibt? Ein Meisterwerk von einem Film, grandiose Effekte und eine unbeschreibliche Geschichte. "Fight Club" ist ganz einfach das vorerst letzte Wort. Mehr muß nicht gesagt werden. |
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