Familientreffen sind stets eine anstrengende Sache. Diese Erfahrung muss auch Dan Burns (Steve Carell) machen. Der Zeitungskolumnist ist seit vier Jahren verwitwet und allein erziehender Vater dreier Töchter. Mit Liebesdingen beschäftigt er sich seit dem Tod seiner Frau höchstens noch in Form von Ratschlägen, die er seinen Lesern erteilt. Als er aber in einer Buchhandlung die Bekanntschaft der offenherzigen Marie (Juliette Binoche) macht, ist ihm bereits nach wenigen Stunden mit ihr klar, dass er sich entgegen all seiner Erwartungen doch wieder verliebt hat.
Auf dem erwähnten Familientreffen im Haus seiner Eltern folgt dann aber auf diese positive Überraschung sogleich der Schock: Dan muss feststellen, dass Marie die neue Freundin seines Bruders Mitch (Dane Cook) ist. Die nächsten Tage werden sowohl für Dan als auch für Marie zu einer wahren Zerreißprobe, da die Beiden sich zueinander hingezogen fühlen, dies aber auf keinen Fall vor den Anderen zeigen dürfen. Dan sieht sich schließlich vor die Entscheidung gestellt, entweder seine moralischen Prinzipien über Bord zu werfen und seinen Bruder zu verletzen oder aber weiterhin in emotionaler Starrheit zu verharren.
"Dan - Mitten im Leben" ist nach "Pieces of April" die zweite Regiearbeit von Peter Hedges, der sich auch als Drehbuchautor einen Namen gemacht hat ("Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa", "About A Boy"). Wie schon in seinem Erstlingswerk nimmt er hier die Beziehungen in einer amerikanischen Durchschnittsfamilie unter die Lupe, wobei er seinen Film dieses Mal geschickt als romantische Komödie tarnt. Dabei gefällt besonders die Tatsache, dass der reichlich vorhandene Humor nie erzwungen oder gar künstlich wirkt, sondern sich völlig natürlich aus der jeweiligen Situation heraus ergibt. Das intelligente Drehbuch lässt den Film tatsächlich wirken wie "mitten im Leben"; oftmals sitzt man schmunzelnd im Kinosessel mit dem unbestimmten Gefühl, dass einem das alles irgendwoher bekannt vorkommt.
Gewitzte Dialoge und Situationskomik allein sind allerdings noch nicht viel wert ohne überzeugende Darsteller, die es verstehen, ihre Figuren mit der gesamten emotionalen Bandbreite des "wahren Lebens" auszustatten. Hier erweist sich Steve Carell als die perfekte Besetzung für Dan. Wie bereits in "Little Miss Sunshine" zeigt er mit seinem Schauspiel erneut, dass Komik und Tragik sich keineswegs ausschließen müssen. Carells Dan ist nicht einfach nur komisch und erst recht keine platte Witzfigur, sondern ein tiefgründiger Charakter, der gerade dadurch interessant wird, dass Carell ihn so gar nicht übertrieben spielt. Auch der Rest des hochkarätigen Darstellerensembles, angeführt von der wie immer charmanten Juliette Binoche, kann durchweg überzeugen. In diesem Zusammenhang muss nochmals das Drehbuch gelobt werden, das auch den Nebencharakteren - wie etwa Dans liebeskranker Teenager-Tochter - genug Raum gibt.
So wird ein differenziertes Bild mehrer unterschiedlicher Figuren gezeichnet, ohne dass der Film sich in der Darstellung dieser großen Familie verzettelt. Im Zentrum der Story bleibt stets das Dreieck aus Dan, Marie und Mitch. Das sieht ein bisschen nach der Standardausgangssituation einer typischen Hollywood-Romantikkomödie aus, ist aber in der Umsetzung weit von jeglichem Schnulzen-Kitsch entfernt.
Verglichen mit Hedges' in verwackelten Handkamerabildern gefilmtem Erstlingswerk ist "Dan - Mitten im Leben" zwar deutlich massentauglicher, doch gelingt dem Regisseur hier das Kunststück, einen Film abzuliefern, der mindestens genauso sehr Sozialstudie wie romantische Komödie ist und damit auch für Kinobesucher interessant sein dürfte, die um Liebeskomödien normalerweise einen großen Bogen machen.
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