Dass Berlin-Neukölln zu den Problem-Gebieten des Landes gehört, ist spätestens seit Detlev Bucks "Knallhart" oder der Berichterstattung über die Rütli-Schule hinlänglich bekannt. Daniel Acht und Ali Eckert setzen mit ihrer trashigen No-Budget-Komödie "Video Kings" noch einen oben drauf und zeigen ein weiteres (natürlich fiktives) Gesicht des Hauptstadt-Viertels: eine Videothek als Sammelsurium schräger Typen, mit denen man unter normalen Umständen nicht befreundet sein möchte. Nehmen wir mal Hotte (Wotan Wilke Möhring), dessen Modeberater in die ewigen Jagdgründe verbannt gehört. In der Videothek arbeitet er schwarz und von Steven Spielberg hat er - warum denn auch? - noch nie etwas gehört. Sein Kollege, ohne den er wohl total aufgeschmissen wäre, ist Flo (Fabian Busch) und dass der dort arbeitet, macht schon eher Sinn. Zwar verzweifelt er regelmäßig daran, dass niemand seine Wertschätzung für "Memento" teilt, doch sind seine wahren Probleme ganz andere: Die Ex ist schwanger, das Finanzamt lässt sich regelmäßig blicken und Ladenbesitzer Dieter (Hendrik Arnst) denkt darüber nach, den Schuppen zu verkaufen. Ein wenig Ablenkung verspricht weiblicher Videothek-Besuch namens Ramona (Monica Nancy Wick). Es ist Liebe auf den ersten Blick, zumindest seitens Flos. Eine Idee, wie er das Herz der Dame erobern soll, hat er nicht - aber im Notfall steht ihm ja immer noch sein "Kumpel", die Action-Figur Captain Red (Til Schweiger), mit nützlichen Tipps zur Seite. Wäre "Video Kings" der ernsthafte Versuch, eine Geschichte über zwei sympathische Loser zu erzählen, so dürfte man nun Hohn und Spott hageln lassen. Aber ernst ist hieran nichts, denn das lässt das Konzept, das im Presseheft wie folgt beschrieben wird, gar nicht erst zu: wenig Geld, wenige Drehtage, unaufwändige Sets und zur Belohnung lecker Bouletten. Damit ist die Richtung vorgegeben. "Video Kings" ist Trash im absoluten Billig-Look. Und gerade deshalb über weite Strecken amüsant. Das kann durchaus sehr amüsant sein und ist es beizeiten auch, aber wer geht schon ins Kino, um sich 90 Minuten an Aufnahmen zu erquicken, die jeder Hobbyfilmer hinbekommen hätte und die überwiegend einen öden Video-Schuppen zeigen, in dem Kotze unter dem Fußabtreter hervorragt? Zudem ist das zwar alles schön trashig, herrlich bescheuert, mit bekannten Gesichtern (Badesalz, Peter Thorwarth und Oliver Korittke geben sich ebenfalls die Ehre) und guter Rock-Musik (unter anderem von den Beatsteaks) gespickt, aber eben nicht wirklich wahnsinnig originell. Mit "Clerks" hat es da schließlich schon mal einen nicht ganz unähnlichen (und weitaus überzeugenderen) Film gegeben. So ist "Video Kings" ein über weite Strecken unterhaltsamer Spaß, der die Möglichkeiten seines eigenen Konzepts nahezu vollständig ausreizt. Dazu gehört im Übrigen auch eine interessante Marketing-Strategie: Mit einer E-Mail an den Verleih konnte man seinen Namen in den Abspann setzen lassen. Und wer das tat, wird sich sicherlich auch ein Ticket kaufen, um zu prüfen, ob der Wunsch umgesetzt wurde. Zudem verknüpft eine Premieren-Tour in ausgewählten Städten ab Bundesstart Film-Präsentation mit dem Auftritt einer Band. Na dann: Ein paar tausend Fans seien dieser definitiv andersartigen deutschen Produktion auf jeden Fall gegönnt. |
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