György Köves ist ein 14-jähriger jüdischer Junge und erlebt 1944 in Budapest einen bedeutenden Einschnitt in seinem Leben. Nach dem Abschied von seinem Vater, der zum Arbeitsdienst muss, wird auch er zum Arbeiten in einer Ziegelei verpflichtet. Ungeahnt dessen, was "Jude sein" in diesen Zeiten bedeutet, wird er schon bald darauf in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Innerhalb von nur drei Tagen erlebt er Auschwitz, Buchenwald und Zeitz und wird anschließend aufgrund eitriger Wunden und lediglich durch einen glücklichen und lebensrettenden Zufall wieder nach Buchenwald in die Krankenstation gebracht. Dort verlebt György die Monate bis zur Befreiung in einer Mischung aus Lethargie und Gleichmut. Unter dem englischsprachigen (und vermarktungstechnisch wohl wirkungsvolleren) Titel "Fateless" kommt diese Verfilmung des Erfolgsromans "Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertesz in die Kinos. Kertesz erhielt für dieses Werk den Literaturnobelpreis. Der heute 75-jährige schrieb rund 30 Jahre an "seiner" Geschichte vom Leben und Überleben in den KZs. Starke Aufmerksamkeit wurde ihm jedoch erst 1995 zuteil, nachdem ein deutscher Verlag seinen Roman veröffentlichte. Teile der Öffentlichkeit waren schockiert und empört über Imre Kertesz, der von "Langeweile in Auschwitz, aber auch vom "Glück der Konzentrationslager" schrieb. Der "Roman eines Schicksallosen" wurde zunächst als "Tabubruch" abgespeist, doch schon bald erkannten Kritiker die Einzigartigkeit und Bedeutung dieses Werkes: Imre Kertesz war die "Entmystifizierung von Auschwitz" gelungen. Die nun vorliegende Verfilmung jedoch wird der Bedeutung ihrer Vorlage leider nicht ansatzweise gerecht. Diese erlangte ihre Wirkung nämlich vornehmlich durch den Ich-Erzähler, der die Geschehnisse in einer Art lakonischem Plauderton schilderte. Dementsprechend gibt es nun zwar auch im Film einen Off-Erzähler, dieser wird jedoch nur äußerst sparsam eingesetzt. Stattdessen versucht man, dem Medium entsprechend, nun in erster Linie die Bilder wirken zu lassen - und dieses Vorhaben scheitert kläglich. Warum Imre Kertesz Film und auch Musik so vehement gegen die - vor allem bei den Berliner Filmfestspielen - vorgetragene Kritik verteidigt, bleibt rätselhaft. Es ist zu hoffen, dass es nicht rein kommerzielle Gründe sind, sondern vielleicht eher die gekränkte Ehre des Drehbuchautors, dem seine eigene Vorlage entglitten ist. Denn während "Fateless" als eigenständiges Werk nur einen langatmigen und nicht funktionierenden Film darstellt, ist er als wesensfremde Adaption des Buches sogar ein richtiges Ärgernis. |
Neuen Kommentar hinzufügen