Mit den „New Mutants“ kommt ein Film doch noch ins Kino, der nur oberflächlich betrachtet nach großem Blockbuster klingt. Tatsächlich verbirgt sich hinter der offiziell zum X-Men-Universum gehörenden Marvel-Verfilmung eine als Horror-Ableger der bekannten Franchise geplante Produktion, die nacheinander von kreativen Streitigkeiten, der Übernahme des Fox-Studios durch Disney und schließlich noch der Corona-Krise geplagt wurde. Wie lange die eigentlichen Dreharbeiten schon her sind lässt sich auch daran erkennen, dass hier noch der vor zwei Jahren verstorbene Marvel-Übervater Stan Lee als ausführender Produzent genannt wird. So gesehen ist es natürlicha erst mal positiv, dass der Film überhaupt noch in den Kinos auftaucht.
Inhaltlich bewegt sich die mit erkennbar überschaubarem Budget umgesetzte Comic-Verfilmung eher in der Nähe von M. Night Shyamalans „Glass“ als bei den bunten Mutanten-Abenteuern. Auch hier wird eine Gruppe von Menschen mit besonderen Fähigkeiten in einer Art Sanatorium festgehalten und auch hier herrscht eine kalte, unangenehme Stimmung vor, während die Protagonisten unter Aufsicht einer undurchschaubaren Ärztin mit ihren inneren Dämonen kämpfen. Rund um den Frischling Dani Moonstar - deren genaue Kräfte vorerst noch im Dunkeln liegen – befinden sich hier vier weitere junge Mutanten mehr im Clinch mit sich selbst und ihrer Psyche als mit irgendwelchen Supergegnern.
Dies tun sie allerdings nach erfolgter Einführung reichlich zäh, im gesamten Mittelteil des Films passiert bemerkenswert wenig, abgesehen vom zentralen Thema Charakterentwicklung. Für die hat man sich beim weiblichen Personal dann deutlich mehr Mühe gegeben als bei den beiden blass bleibenden männlichen Insassen, vor allem Anya Taylor-Joy (die passenderweise schon in „Split“ und „Glass“ dabei war) als extrovertierte und aggressive Illyana Rasputin bekommt Gelegenheit, etwas von ihrer Kunst zu zeigen. Und auch die beginnende lesbische Beziehung zwischen Dani und Rahne („Game of Thrones-Star Maisie Williams) kommt zumindest nicht allzu plump, sondern sehr zart daher.
Besonders spannend und aufregend wird es aber halt nicht, auch den speziellen Kräften der einzelnen Mutanten wird bemerkenswert wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und was sich dann im Verlauf in dieser Hinsicht entfaltet ist nicht allzu originell. Zum Finale hin ziehen Tempo und Action erwartungsgemäß noch an, wirklich spektakulär wird es aber auch dann nicht, der Endgegner enttäuscht sowohl hinsichtlich seiner Identität als auch was die tricktechnische Umsetzung angeht.
Im Grunde fühlt es sich an, als ob man hier nur einen langen Prolog sieht, der durchaus noch ein wenig Potential für die Zukunft bietet - die es aber für die neuen Mutanten aufgrund der aktuellen Umstände aller Voraussicht nach nicht geben wird. Allzu dramatisch ist das aber nicht, auch wenn der so lange verschobene Film nun keinesfalls die totale Vollkatastrophe geworden ist, die von vielen erwartet wurde.
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